Dass eine Mühle Werbung macht für den Einsatz von wenig Kraftfutter mag etwas erstaunen. Was auf den ersten Blick als Widerspruch erscheint, hat in diesem Fall einen tieferen Sinn. Denn wir sind davon überzeugt, dass wenig aber gezielt eingesetztes Kraftfutter einen Beitrag zum wirtschaftlichen Erfolg in der Milchproduktion beiträgt. Da wir mit den Kunden nicht nur einen Winter sondern das ganze Leben lang zusammenarbeiten wollen, haben wir grosses Interesse daran, dass die Betriebe möglichst erfolgreich Milch produzieren. Nebst Futteranalysen berechnen wir auch Futterpläne für alle Phasen der Milchproduktion. Denn nicht die Grösse entscheidet über die Zukunft, sondern die auf den einzelnen Betrieb angepasste Art und Weise der Produktion.
Ab dem nächsten Jahr werden uns nur noch Rohstoffe mit der Herkunft Schweiz zur Verfügung stehen. Davon ausgenommen sind die Mühlennebenprodukte (Kleie, Zuckerrübenpellets).
Die beschränkte Verfügbarkeit von Schweizer Proteinträgern stellt uns vor grosse Herausforderungen.
Obwohl der Anbau von Futtersoja in den vergangenen zwei Jahren stark ausgedehnt wurde, reicht es bei weitem nicht für die heute benötigte Menge an Wiederkäuerfutter.
Für die Futterzusammensetzung heisst das, dass Soja, Raps und Sonnenblumenkuchen mehrheitlich aus den Rezepturen verschwinden werden. Diese Proteinträger müssen grösstenteils durch Körnerleguminosen ersetzt werden, wobei vor allem die Ackerbohne als Proteinquelle dient.
Die Eiweisserbse ist bezogen auf Ihre Gehalte als «ausgewogene» Komponente einzustufen und kann daher nicht oder nur bedingt zum Ausgleichen einer proteinarmen Ration verwendet werden.
Importiertes Knospe- und EU-Bio-Grundfutter darf noch bis 31.12.2021 zugekauft und bis Ende Winterfütterung 2022 aufgebraucht werden.
Bis am 31.12.2021 gekauftes Kraftfutter darf noch bis zum 30.6.2022 aufgebraucht werden.
Gemäss den neuen Richtlinien dürfen Nebenprodukte gemäss GMF von der Kraftfuttermenge abgezogen werden. Auf der Etikette wird dieser Anteil neu ausgewiesen.
Wir haben unser Wiederkäuersortiment neu gestaltet und die Rezepturen den neuen Richtlinien angepasst. Dabei mussten wir neben den gewünschten Gehalten auch
die Verfügbarkeit der CH-Rohstoffe berücksichtigen. Wir sind zuversichtlich, dass wir mit diesen Formulierungen, und den erwarteten Verkäufen, über das ganze Jahr genügend CH-Rohstoffe haben.
Die Winterfütterung 2021 zeigt sich an vielen Orten nicht sehr «melchig». Durch das regenreiche Sommerhalbjahr haben wir viel nass gewachsenes Futter an Lager. Die Grundfutteranlaysen zeigen wie erwartet sehr tiefe Gehalte. In einigen Regionen waren auf der Naturwiese die Gräser dominanter als andere Jahre, dies führt zu weniger Eiweiss im Grundfutter. So sind die tieferen Milchleistungen eigentlich die logische Konsequenz. Für die Kühe resultiert daraus aber keine gesundheitliche Beeinträchtigung.
Wichtig: Wie bei den anderen Gehalten, ist auch der Gehalt an Mineralstoffen aus denselben Gründen eher tiefer als andere Jahre. Dies ist bei Betrieben welche Mineralstoff ad libitum verfüttern einfach festzustellen. So werden ca. 10–20% mehr benötigt als in «normalen» Jahren.